September 2014

Neue Westfälische vom 29.09.2014

140 Exponate über "Gott und die Welt"
Der Künstler Horst Michael Perlick gibt im Museum Bünde einen Überblick über sein Gesamtwerk
VON AMINA VIETH

Bünde. Maler, Bildhauer, Künstler - die Werke Horst Michael Perlicks sind facettenreich. Rund 120 Gemälde von seinen Kindheitstagen bis heute sowie 20 Skulpturen stellt er jetzt im Bünder Museum aus. Unter dem Titel "Gott und die Welt" wird ein Überblick seines künstlerischen Werkes gegeben. Für Museumsleiter Michael Strauß gilt Perlick als ein bedeutendes Mitglied der Kunstströmung "Neue Wilde Malerei".
Zahlreiche Ausstellungen hatte Horst Michael Perlick bereits. Doch in den vergangenen Jahren wurde es ruhig um den Maler und Perlick rückte als "Vater" des Ohrenmenschen in den Vordergrund. Der Ohrenmensch, eine stark diskutierte Skulptur, die immer wieder für Aufsehen sorgte, stammt bereits aus dem Jahr 1980. Drei Jahre arbeitete er an der Skulptur, die auch Teil der Ausstellung in Bünde ist. Doch möchte Perlick nicht nur als Schöpfer des Ohrenmenschen wahrgenommen, sondern vor allem als Künstler und Maler. Wie umfangreich sein Gesamtwerk ist, präsentiert er auf der Wechselausstellungsfläche des Bünder Museums. Die Werke stammen aus mehr als fünf Jahrzehnten.
Beim Kuratieren der Ausstellung war es Perlick und Museumsleiter Michael Strauß wichtig, einen Leitfaden zu haben - die künstlerische Entwicklung und die verschiedenen Schaffensphasen. Begonnen von seinen ersten Zeichnungen mit Bleistift als Zehnjähriger bis hin zu seinen aktuellen Werken. Perlick wird als expressionistischer Maler angesehen, seine Bilder haben ihren Ursprung in der "Neuen Wilden Malerei".

Früh zeigte sich bei dem gebürtigen Berliner eine Leidenschaft für die Kunst. "Als Kind zeichnete er bereits und schrieb auch Gedichte", sagt Strauß. So ist ein altes Poesiealbum ausgestellt, das Zeichnungen und Verse Perlicks enthält. Mit 15 Jahren wandte er sich dann der Ölmalerei zu. Seine Werke sind nicht vollkommen abstrakt, sondern immer an die Figur angelehnt.

Die Interpretationen seiner Werke seien vielfältig. So seien einige der Bilder zwar düster, doch müsse das nicht immer negativ empfunden werden. "Es hängt immer mit dem Betrachter zusammen, welche Erfahrungen er gemacht hat und was er dann mit dem Bild verbindet", sagt Strauß.

Anfang der 70er-Jahre ging der Berliner nach Israel, lebte dort und malte nur noch wenig. Dort lernte er seine spätere Frau aus Bünde kennen. Perlick kehrte 1975 zurück nach Deutschland, zog einige Zeit später nach Bünde und heiratete 1977. Mit dem Umzug nach Bünde begann für den Künstler eine neue Schaffensphase. Sein erstes hier entstandenes Werk "Frau mit Hut" gehört auch zur Ausstellung. "Er hat seine eigene Frau porträtiert. Es ist sehr schwungvoll gemalt", lobt Strauß das Werk. In dieser Zeit entstehen auch Bilder, in denen er seine Israelreise verarbeitet. Sie zeigen Landschaften und das Leben dort.

1989 folgte ein Bruch: Nach einer großen Ausstellung in Osnabrück sah sich Horst Michael Perlick als Künstler gescheitert. "Die Ausstellung erhielt nicht die erhoffte Aufmerksamkeit. Ich fühlte mich als Künstler nicht ernstgenommen und sah mich am Ende meiner künstlerischen Tätigkeit", erklärt Perlick. Daraufhin zerstörte er vieler seiner Werke und griff anschließend immer seltener zum Pinsel.

Nach einer Pause von der Kunst, in der er sich für einen gemeinnützigen Verein engagierte, nahm er seine Malerei wieder auf. Die jüngsten Werke der Ausstellung stammen aus dem vergangenen Jahr. In diesem Jahr habe er noch nicht gemalt, aber das sei zur Ausstellung geplant. "Der Multifunktionsraum wird zum Atelier für mich. Dann nehme ich meine Malerei wieder auf und werde im Museum während der Ausstellung malen", so Perlick. Die Werke sollen dann auch im Museum gezeigt werden. Zudem hofft Strauß darauf, dass auch Schulklassen zu Gast sein werden und den "Neuen Wilden" bei seinem künstlerischen Schaffen begleiten. "So können sich die Schüler mit den Grundzügen der neo-expressionistischen Malerei beschäftigen."