November 2014

Neue Westfälische vom 17.11.2014

Stiller Kampf für mehr Frieden

• Bünde (es). "Gott und die Welt"- unter diesem Titel zeigte das Museum Bünde bis Sonntag Gemälde und Skulpturen des Künstlers Horst Michael Perlick, die er in fünf Jahrzehnten geschaffen hat. Zum Abschluss der Ausstellung, die seit Ende August zu sehen war, veranstaltete Perlick am Samstag eine Performance unter dem Motto "Der Mensch geht aus dem Dunkel ins Licht". Dabei rief er auf eindrucksvolle Weise zu Frieden und Abrüstung auf: Mit Lack, Sprühfarbe und ungewöhnlichen Techniken schuf er ein "Protokoll" seiner Mahnung, wie Perlick selbst erklärte: "Mir geht es um den ewigen Kampf zwischen Krieg und Frieden. Ich versuche, die Dinge zu vereinfachen - denn die Menschen begreifen schon jetzt nicht mehr, wie elementar dieser ist", so der international tätige Aktionskünstler, der sich aktiv gegen Gewalt einsetzt. So stiftet er den Reinerlös aus dem Verkauf der Exponate Opfern des IS-Terrors.

Westfalenblatt vom 22./23.11.2014

Der Bünder Künstler Horst Perlick. Foto: Raske

Künstlerische Institution
Perlick-Ausstellung beendet

B ü n d e (BZ). Es war die umfassendste Werkschau mit Bildern und Skulpturen des Bünders Horst Perlick seit 25 Jahren. Elf Wochen lang präsentierte das Dobergmuseum eine facettenreiche Ausstellung, die die Entwicklung des Künstlers beeindruckend dokumentierte. Im Gespräch mit der BÜNDER ZEITUNG zog Horst Perlick nun Bilanz. Fällt in Bünde der Name Horst Perlick, denken die meisten unwillkürlich an den »Ohrenmenschen «. Dass diese Skulptur nur einen winzigen Bruchteil des Werkes von Perlick darstellt, wussten bislang nur die wenigsten. Die Ausstellung im Dobergmuseum hat das geändert. »Die Retrospektive hat mein Schaffen repräsentativ wiedergegeben und die Themen gezeigt, die mir am Herzen liegen«, hält Perlick fest. Auch wenn die Besucherzahlen nicht rekordverdächtig gewesen seien – die Reaktionen auf die Werkschau seien durchweg positiv gewesen. Ein Eindruck, den auch Museumsleiter Michael Strauß bestätigt. Für ihn und sein Team sei die Ausstellung ein Novum gewesen. Noch nie habe das Dobergmuseum das Werk eines einzelnen Künstlers so umfassend dargestellt. »Horst Perlick ist aber auch eine Institution in Bünde. Er nimmt als Künstler in der Region eine herausragende Position ein.« Vielfach sei Perlick in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert worden. Das habe seine Ursache in der Skulptur »Ohrenmensch« – hier sei im Gespräch gewesen, sie an einer Gedenk- und Mahnstätte am Goetheplatz aufzustellen. »Bei dieser ganzen politischen Diskussion hat sich gezeigt, dass vom malerischen Werk Perlicks sehr wenig bekannt ist.« Perlick hatte vom 31. August bis zum 16. November im Dobergmuseum aber nicht nur etwa 140 Exponate ausgestellt. Im Multifunktionsraum des Museums war eigens für ihn ein Atelier eingerichtet worden – und so konnten Besucher, aber auch Schulklassen aktiv in den Schaffensprozess einbezogen werden. 18 großformatige Bilder entstanden in dieser Zeit. Und auch als Aktionskünstler trat Perlick in Erscheinung. »Der Ohren- Mensch geht aus dem Dunkel ins Licht« lautete der Titel einer Friedens-Performance im Dobergmuseum. Perlick mahnte damit Abrüstung und Frieden für die Menschheit an. Hier sei die Resonanz aber enttäuschend gewesen, gibt der Künstler freimütig zu. Dennoch: Die Werkschau in den dafür bestens geeigneten Museumsräumen habe ihn neu motiviert. »Ich möchte künstlerisch nun gerne weitermachen«, sagt Perlick.
Von Hilko Raske

Westfalenblatt vom 12.11.2014

Spaß an der »wilden Malerei«
Kinder der Kita Bünde-Mitte auf den Spuren von Künstler Horst Michael Perlick

B ü n d e (BZ). Konzentriert lässt Laura (5) den Pinsel über das Blatt gleiten. Ein roter Kreis landet genau in der Mitte des Papiers. Ähnlich wie bei einem der Gemälde des Bünder Künstlers Horst Michael Perlick, soll dies der Bauch einer Figur werden. Zwei rote Arme, zwei blauschwarze Beine und ein Kopf vervollständigen die Person auf der Zeichnung. Dann kommt ein Haus dazu, der Hintergrund wird schließlich blau angemalt – fertig. Lauras Kunstwerk ist eines von insgesamt neun Kinderkunstwerken, die am Montagvormittag im Museum entstanden sind. Unter der Leitung von Museumspädagogin Maren Bohnenkemper haben sich die Schulanfänger der AWO-Kindertagesstätte Bünde-Mitte dort auf die Spuren des Künstlers Horst Michael Perlick begeben. Gemeinsam haben sie sich zunächst seine aktuelle Ausstellung im Museum angesehen und festgestellt, dass in der Kunst nicht immer alles die richtige Farbe haben muss und auch Strichmännchen beeindruckend aussehen können. »In der Kunst ist ganz vieles möglich, hier in dieser Ausstellung könnt ihr die so genannte ›wilde Malerei‹ sehen. Da darf man ruhig mal etwas ungenauer und wilder den Pinsel in die Hand nehmen«, erklärte Maren Bohnenkemper den kleinen Besuchern. Was genau damit gemeint war, durften die angehenden Schulanfänger anschließend gleich selber ausprobieren. Nach einer kleinen Farbenkunde, bei der die Kinder der Kindertagesstätte erfuhren, wie sie welche Farben mischen können, nahmen sie die Pinsel in die Hand und legten los. Ähnlich wie bei ihrem Vorbild Horst Michael Perlick stand der Mensch im Mittelpunkt der Werke. Während Laura (5) ihren Menschen passend zum Martinstag mit einer Laterne gemalt hat, wurde es bei Fiete (5) und Nevin (5) schon etwas wilder: »Wir malen Menschen im Weltall«, erklärten die Kindergartenkinder und kamen dem Auftrag der »wilden Malerei« damit genau nach. Marlon (6) hat gleich ganze Feuerbälle und sich selbst als alten Mann gemalt, auf Raphaels (5) Blatt war am Ende ein Mensch mit unterschiedlich farbigen Beinen zu sehen, und Yagiz (5) hat gleich ganz viele Menschen auf sein Bild gemalt. Nun werden die Kunstwerke der kleinen Künstler noch für einige Tage in der Kindertagesstätte ausgestellt werden, damit auch die anderen Erzieher, Eltern und Kinder einen Eindruck davon bekommen, was die jungen Maltalente geschaffen haben. Bereits vor dem Besuch des Museums hatten sich die angehenden Schulanfänger mit den Kunstwerken des Bünder Künstlers auseinandergesetzt und Fotografien seiner Werke begutachtet.
Von Annika Tismer

Yagiz (5, oben links), Raphael (5, unten links), Laura (5, oben), Nevin (5), Fiete (5) und Marlon (6, unten, von links) arbeiten konzentriert an ihren Werken. Sie haben sich im Museum mit der »wilden« Kunst von Horst Michael Perlick beschäftigt. Fotos: Annika Tismer